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Referat gegen Faschismus

Das Referat gegen Faschismus versteht sich als antifaschistisches Referat, das sich rechten, antisemitischen, chauvinistischen, sexistischen, homophoben, oder in irgendeiner anderen Weise diskriminierenden Tendenzen entgegenstellt. Wir veranstalten Vorlesungen, Workshops, Seminare, Konzerte, unterstützen Demonstrationen, Proteste, Kundgebungen und gehen Kooperationen mit emanzipatorischen Gruppen und Initiativen ein.

 

 

Nationalismus raus aus den Köpfen - Flyer/Plakat


 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

Inhalt:

 

 

 

 

Kontakt

 

Hier könnt ihr das Referat gegen Faschismus kontaktieren:

 

Das Referat auf Facebook: https://www.facebook.com/referat.antifa

Email:

referat-gegen-faschismus@stura.org

>>pgp<<

Anschrift:

Referat gegen Faschismus
StuRa Uni Freiburg
Belfortstr. 24
79098 Freiburg

 

 

Kommende Veranstaltungen

 

 

 

Audio-Mitschnitte vergangener Veranstaltungen

 

Vortrag/Buchvorstellung: Sin Patrón - arbeiten ohne Chef - mit Daniel Kulla

 

Vortrag: Der erste Völkermord im 20. Jahrhundert - mit Dr. Reinhart Köhler

 

Vortrag: Antisemitismus, Neonazismus und Rassismus in der DDR - mit Dr. Harry Waibel

 

Vortrag: Depression im Kapitalismus - mit Elyas Kamp

 

Texte

 

Statement zu den Protesten gegen den AFD-Bundesparteitag und der StuRa-Sitzung am 10. Mai 2016

 

Offener Brief des Referats gegen Faschismus vom 02.12.2019

Am 5. November 2019 sollte an der Universität Freiburg ein Vortrag zu „Rechte Szenen im Südwesten - mit Beispielen aus Freibwurg“ mit dem Referenten Lucius Teidelbaum stattfinden. Veranstalterin war das „Referat gegen Faschismus“ des Studierendenrates der Uni Freiburg. Die Veranstaltung konnte jedoch nicht wie geplant an der Universität durchgeführt werden. Grund war das Auftauchen und gezielte Stören einer Gruppe Rechtsextremer, darunter der für seine Aggressivität bekannte AfD-Gemeinderat Dubravko Mandić, die sich Zugang zum Veranstaltungsraum verschaffte. Das „Referat gegen Faschismus“ wollte diese Gruppe des Raumes verweisen, die Universität als Hausherrin sah jedoch keine ausreichende rechtlich Handhabe für diesen Schritt. Der rechte Mob trat von Beginn an äußerst provokant auf, und schließlich kam es sogar zu gewaltsamen Angriffen. Die Veranstaltung musste deshalb in einen privaten Raum verlegt werden, wo sie störungsfrei mit 50 Zuhörer*innen stattfinden konnte. 

Wir sind davon überzeugt, dass Rechtsextremist*innen bei Veranstaltungen konsequent des Raumes verwiesen werden müssen, da nur so eine sichere und diskriminierungsfreie Atmosphäre gewährleistet wird. Das ist keine Frage der Meinungsfreiheit, sondern der Sicherheit. Es besteht immer die Gefahr, dass Rechtsextreme im Stil klassischer Anti-Antifa-Arbeit Gesichter und Netzwerke engagierter Personen ausspionieren und schließlich Personen, die sie als ihre politischen Gegner*innen begreifen, versuchen einzuschüchtern. In diesem Fall beispielsweise versuchte Dubravko Mandić nach der Veranstaltung herauszufinden, an welchen Ort der Vortrag verlegt worden war.

Dass eine gewaltbereite Gruppe Rechtsextremer einen Vortrag dermaßen stört, ist für Freiburg neu und erschreckend. Zwar gab es auch zu vor in Freiburg organisierte rechte Strukturen (wenn auch weniger als im Umland) und vereinzelte Übergriffe, aber ein so gezieltes und provokantes Auftreten in einem öffentlichen Raum wie der Universität ist neu. Es zeugt von einem massiv gestiegenen Selbstbewusstsein der rechten Szene. Dieses wurde auf lokaler Ebene sicher durch die Wahl zweier AfD-Stadträte in den Gemeinderat befördert. Doch dieses Selbstbewusstsein ist ein gesamtgesellschaftliches und unserer Meinung nach unterschätztes Problem. Anstatt die AfD und andere Gruppierungen, die menschenverachtende Einstellungen vertreten, als rechtsextrem zu benennen und sie dementsprechend zu behandeln, ließen sich Staat, Parteien und Zivilgesellschaft von diesen Kräften vor ihnen hertreiben. Dabei konnten diese Gruppierungen Themen setzen und den Diskurs weit nach rechts verschieben. Zu lange wurden Rechtsextreme nicht als solche bezeichnet, vielmehr sorgte man sich um besorgte Bürger*innen. Ganz gleich wie rassistisch, geschichtsrevisionistisch oder antisemitisch sich diese äußerten, als rechtsextrem galten sie dann doch nicht. 

Diese Normalisierung menschenverachtender Aussagen und Einstellungen schafft ein Klima, in dem auch Gewalttaten gegen alle jene, die als Feind*innen definiert werden, häufiger werden. Täter*innen fühlen sich durch den Diskurs bestärkt und fürchten weniger Konsequenzen. Zahlreiche Anschläge auf Flüchtlingsheime, rechte Morde und zuletzt der Angriff auf die Synagoge in Halle sind traurige Beispiele dafür. In diesem Klima ist es Zeit, sich endlich konsequent gegen rechts zu positionieren und dem auch Taten folgen zu lassen. Es darf nicht mehr um Verständnis für die AfD gehen. Es darf nicht mehr um falsch verstandenen Meinungsfreiheit gehen. Rechtsextremist*innen mögen sich auf die Meinungsfreiheit berufen, wollen diese aber letztendlich abschaffen. Der Ausspruch, dass Faschismus keine Meinung, sondern ein Verbrechen ist, ist zwar alt, aber heute aktueller denn je. Man muss Rechtsextremist*innen nicht verstehen und nicht mit ihnen reden, sondern ihren gesellschaftlichen Einfluss zurückdrängen. Es muss darum gehen, rechtes Gedankengut als solches zu benennen und sich ihm auf allen Ebenen entschlossen in den Weg zu stellen, bevor es wieder einmal zu spät ist!

 
Referat gegen Faschismus

abr – Aktion Bleiberecht
AK feministische TheorieN
AK Widerstand und Arbeitergeschichte Waldkirch
Anarchistische Gruppe Freiburg
ArTik e.V.
Babeuf – Boudoir für erlesene Betroffenheit
CCCFr – Chaos Computer Club Freiburg
Christopher Street Day e.V
DIE LINKE Freiburg
dielinke.SDS
Eine Stadt für alle - links. ökologisch. feministisch.
EKiB – Energiekämpfe in Bewegung
Feministische Gruppe Realitätenwerkstatt
Feministisches Zentrum Freiburg
FLUSS e.V.
Grüne Jugend Freiburg
iz3w – Informationszentrum 3. Welt
Juso Hochschulgruppe Freiburg
Hausverein LAMA e.V
Octopussya
Omas gegen Rechts
ror-frei – Rhythms of Resistance Freiburg
Schwere(s)Los! e.V.
Slow Club Freiburg e.V.
Tacker
UFF – Unabhängige Frauen Freiburg
Uni für Alle Freiburg e.V.
Veranstaltungsgruppe A-Sound
Wildwasser Freiburg e.V.
zündstoff. fair organic clothing
Sophie Kessl – Stadträtin JUPI Fraktion
Marlis Meckel – Initiatorin des Freiburger STOLPERSTEIN-Projekts
Moritz Riesinger – Gewerkschaftssekretär, Schwerpunkt Studierende und Hochschulen
Werner Siebler – Vorsitzender DGB Stadtverband Freiburg
Dirk Spöri – Landessprecher DIE LINKE. Baden-Württemberg
Simon Subert – Stadtrat JUPI Fraktion
Irene Vogel – Stadträtin Eine Stadt für alle Fraktion
Olaf Zuber – Vorstandsvorsitzender von GBS e.V.

 

Pressemitteilung zu rechten Störungen bei Veranstaltung vom 5.11.

Am 5. November 2019 sollte an der Universität Freiburg ein Vortrag zu „Rechte Szenen im Südwesten - mit Beispielen aus Freiburg“ mit dem Referenten Lucius Teidelbaum stattfinden. Veranstalter*in war das „Referat gegen Faschismus“ des Studierendenrates der Uni Freiburg.

Die Veranstaltung konnte nicht wie geplant im Hörsaal 1199 stattfinden. Grund war das Auftauchen und gezielte Stören einer Gruppe Rechtsextremer, darunter der für seine Aggressivität bekannte AfD-Gemeinderat Dubravko Mandic, die sich Zugang zum Veranstaltungsraum verschaffte und bedauerlicherweise nicht daraus verwiesen werden konnte. Die Universitätsleitung als Hausherrin hatte rechtlich keine ausreichenden Handhabe für diesen Schritt gesehen, obwohl der rechte Mob von Anbeginn äußerst provokant auftrat und schlussendlich sogar handgreiflich wurde.

So ließ die Universität ein konsequentes Handeln gegen Rechts vermissen. Vermutlich auch, weil sie von Mandics juristischem Gebaren eingeschüchtert war, der sich vor Ort als Rädelsführer präsentierte.

Wir, die Veranstalter*innen, sahen uns genötigt die Räumlichkeiten zu wechseln. An einem anderen Ort konnte der Vortrag mit 50 Zuhörer*innen störungsfrei stattfinden. Die vom Studierendenrat beschlossene Ausschlussklausel: "Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechten Parteien oder Organisationen angehören, der rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische, homophobe, sexistische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.", sollte solche Situationen eigentlich vermeiden und die nötige Handhabe liefern. Dass dieser Beschluss durch die Universitätsleitung zugunsten rechter Provokateur*innen ignoriert wurde und sie den Veranstaltenden damit in den Rücken fiel ist skandalös.

Auch der Referent Lucius Teidelbaum zeigte sich empört: „Noch nie musste eine meiner Veranstaltung aufgrund von rechten Störern verlegt werden. Ich finde die Universität hätte eine klare Position gegen Rechts beziehen müssen.“

Wir sind davon überzeugt, dass Rechtsextremist*innen bei Veranstaltungen konsequent des Raumes verwiesen werden müssen, da nur so eine sichere und diskriminierungsfreie Atmosphäre gewährleistet wird. Die Duldung derer ist für uns keinerlei Option, nicht nur weil sie provozieren, sondern auch, weil sie im Stile klassischer Anti-Antifa-Arbeit Gesichter und Netzwerke engagierter Personen auszuspionieren und ihre politischen Gegner*innen einzuschüchtern versuchen.

Wir erwarten von der Universitätsleitung eine Stellungnahme, in der sie erklärt zukünftig konsequent extreme Rechte von Veranstaltungen an der Universität auszuschließen, ihre bisherigen Versäumnisse in dieser Hinsicht einzugestehen und bestehende StuRa-Beschlüsse durchzusetzen.

Gemeinsam gegen rechte Provokation! Nie wieder Faschismus!

Referat gegen Faschismus, 06.11.2019.

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Vergangene Veranstaltungen

Jahr 2020

  • 30.12.2020 Kulturterror und Redpills - zum Verhältnis von Rechtsextremismus und Internet, online
    • Noch Anfang der 2000er konnte man hoffen, dass das Internet zum Ort des Widerstands und der Redefreiheit werde. Spätestens mit dem Niedergang der Occupy-Bewegung ging dieser Wunsch pervers verzerrt in Erfüllung: Allianzen aus Aluhüten, Antifeministen und Nazis verwandelten die Zensurfreiheit des Netzes in Holocaustleugnung und seinen Widerstand in Antimodernismus. Die letzte Bastion des Antifaschismus, so scheint es, ist die sanfte Macht der Web-Oligarchen: die "fact-checks" und die algorithmisierte Zensur auf Twitter und Facebook.
      Wie es dazu kommen konnte, einige Überlegungen. 
    • Aufzeichnung des Vortrags auf Youtube: https://www.youtube.com/channel/UC93Qv1w9jUf6VjHBiMyFlCw

  • 29.12.2020 Die Rechte und der Antifeminismus, online
    • Stattfinden wird ein Online-Vortrag mit einer Dauer von ca. 1,5 Stunden. Die Referentin ist eine  Expertin zu antifeministischen Bestrebungen verschiedener rechter Strömungen. Inhalte sind u.a. Antifeminismus und die Rechte, Antifeminismus und Rassismus sowie antifeministische Handlungsfelder der (Freiburger) Rechten.
  • 28.12.2020 Antifaschistischer Jahresrückblick für Freiburg und Region, online
    • Stattfinden wird ein Online-Vortrag mit einer Dauer von ca 3 Stunden. Die vier Referent*innen sind lokale Expertinnen und Experten zur Rechten Szene. Inhalte sind u.a. die Entwicklung rechter Bewegungen in Freiburg und Region, Antifaschistische Proteste und Initiativen im vergangenen Jahr in der Region und die Rolle der Rechten in den Corona-Protesten in Freiburg und bundesweit.
  • 30.7.2020 Tina Sanders: Antisemitismus im Fußball, in Kooperation mit dem Referat gegen Antisemitismus, online
    • Der Vortrag begibt sich auf eine historische Spurensuche und versucht blinde Flecken und aktuelle Tendenzen jenseits des neonazistischen Antisemitismus aufzudecken. Er geht zunächst auf deutsche Vereine und Fangruppen ein, die sich positiv auf ihr jüdisches Erbe beziehen und möchte anhand von verschiedenen Beispielen aufzeigen, wie sich Antisemitismus in Stadien und Plätzen im deutschsprachigen Raum äußert. Außerdem wird in den Blick genommen, inwieweit der beliebte Slogan “Gegen den modernen Fußball” mit strukturellem und teils sozialistischen Antisemitismus zu tun hat. Zur Person: Tina Sanders ist Politologin und Aktivistin aus Wien und lebt derzeit in Leipzig. Ihre Artikel erschienen bisher u.a. in der Sans Phrase, der Jungle World und dem Platypus Review.
    • Vortrag auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=rwW4sLWk5t0
  •  23.7.2020 Rebekka Blum: Angst um die Vormachtstellung. Über den gesellschaftlichen Einfluss und die Anschlussfähigkeit des Antifeminismus, in Kooperation mit dem Genderreferat, online
    • Seit Mitte der 2000er Jahre sind die Beschwörungen von “Gender-Ideologie”, “Erziehung zum Einheitsmenschen” und “feministische Weltverschwörung” mindestens unter AntifeministInnen in aller Munde. In ihrem Buch „Angst um die Vormachtstellung. Zum Begriff und zur Geschichte des deutschen Antifeminismus“ zeichnet Rebekka Blum die Entwicklungen des Antifeminismus im Kaiserreich und seit 1990 nach. Hieran verdeutlicht sie die Gefahr des Antifeminismus als mobilisierende Bindeglied-Ideologie von konservativen, religiös-fundamentalistischen, maskulinistischen bis hin zu (extrem) rechten Bewegungen. Im Vortrag stellt sie Auszüge ihres Buchs vor und wird auch auf aktuelle antifeministische Entwicklungen bei den verschwörungsideologischen Protesten gegen die Corona-Maßnahmen eingehen. Hieran zeigt sie die historisch-kontinuierliche Verschränkung von Antifeminismus zu weiteren Ideologien wie Rassismus, völkischer Ideologie und insbesondere Antisemitismus und verdeutlicht, dass es notwendig ist Antifeminismus als gefährliches Phänomen ernst zu nehmen und zu bekämpfen.
      Rebekka Blum ist Soziologin und politische Bildnerin mit den Schwerpunkten Geschlechterverhältnisse und (extreme) Rechte. Aktuell forscht sie zur Geschichte des Antifeminismus. Sie engagiert sich in feministischen Zusammenhängen und in der Bildungsarbeit gegen rechts.
      Ihr Buch "Angst um die Vormachtstellung - Zum Begriff und zur Geschichte des deutschen Antifeminismus" erschien 2019 bei Marta Press: https://www.marta-press.de/.../angst-um-die...
  • 18.6.2020 Rechtsruck, Corona, Querfront. Podiumsdiskussion über linke Strategien gegen rechte Vorstöße, in Kooperation mit der Anarchistischen Gruppe Freiburg und dem Radio Dreyeckland, online
    • Rechte Strukturen und Akteur*innen versuchen gerade auf vielen Wegen ihren Einfluss auszubauen. Im Internet nimmt faschistische Propaganda und Medienarbeit einen großen Raum ein. Bei Protesten gegen die Restriktionen im Rahmen der Corona-Pandemie stehen nicht nur in Freiburg AfD-Rechtsaußen neben meditierenden Hippies und besorgten Eltern. Angriffe auf die Pressefreiheit und linke Medien nehmen zu, während antifaschistischen Initiativen die Gemeinnützigkeit entzogen wird. Eine drohende Wirtschaftskrise birgt weiteres Radikalisierungspotential. Was passiert hier gerade, und was können wir dagegen tun? Darüber wollen wir mit vier spannenden Gästen diskutieren. Es wird bei dieser Online-Podiumsdiskussion die Möglichkeit geben, mit zu reden und Fragen zu stellen. Mit: Lina Wiemer-Cialowicz ist Gleichstellungsreferentin und für die Grüne Alternative im Freiburger Gemeinderat. Rebekka Blum ist Wissenschaftlerin und Autorin und beschäftigt sich mit Antifeminismus von rechts und politischer Bildung. Tobias Schopper ist Wissenschaftler und twittert über rechte Szenen im Netz. Lucius Teidelbaum ist Journalist und Autor diverser Bücher über die neue Rechte.
  • 6.5.2020 Veronika Kracher: Incels. Zur Sprache und Ideologie eines Onlinekults, in Kooperation mit dem Referat gegen Antisemitismus und JUPP, online
    • Was ist eine „Stacy"? Und ein „Chad"? Was bedeuten Begriffe wie „Roastie", „blackpill", „Wristcel", „looksmaxing" und „Femoid"? Es handelt sich hier um den Code der sogenannten Incel-Subkultur, ein misogyner Online-Todeskult, der seit 2018 in den Blick der Öffentlichkeit geraten ist. „Incel" ist die Kurzform für „Involuntary Celibate"- unfreiwillig im Zölibat lebende. Denn dieses jedoch nur scheinbar unfreiwillige Zölibat konstituiert die komplette Identität dieser frustrierten jungen Männer.
      Im April 2018 fuhr der Kanadier Alek Minassian mit dem Auto in eine Menschenmenge, um Rache dafür zu nehmen, dass er immer noch keinen Sex gehabt hatte. Sein Vorbild war Elliot Rodger, Held der Incels, der 2014 sechs Menschen tötete, 13 weitere verletzte, und ein über hundert Seiten langes Manifest hinterließ, das zum Manifest der Incel-Bewegung wurde.
      Frauen würden einem Sex schulden, und müssen dafür bestraft werden, dass sie diesen verweigern, so der Tenor. Dass Frauenhass, Antisemitismus, Rassismus und die selbstgefällige Anspruchshaltung, man hätte allein seines Geschlechts wegen schon Sex verdient, Schuld daran tragen, dass die sich in der Alt-Right verortenden Incels in der Partnerinnenwahl versagen, wird vehement geleugnet. Denn so wie man Frauen hasst, hasst man als Incel auch sich selbst: Incels hängen dem fatalistischen Glauben an, sie seien aufgrund der eigenen Hässlichkeit ohnehin determiniert, für immer ein Dasein als ungeliebter Einzelgänger zu fristen – Frauen seien schließlich alles oberflächliche Schlampen. Denn es gibt kaum etwas was der Incel mehr verabscheut als selbstbestimmte weibliche Sexualität. Als Ventil für den eigenen Frust scheint das Internet. In Foren tauscht man sich mit Gleichgesinnten über die Verkommenheit von als „Femoids" dehumanisierten Frauen aus, ergießt sich in Vergewaltigungs- und Mordfantasien, und bestätigt sich gegenseitig, dass man Abschaum sei, denn: Selbst- als auch Frauenhass bestimmen das komplette Dasein der Incels. Diese permanente, aber nur vermeintliche Kränkung ist dem Incel untragbar, und muss so ihre Wiedergutmachung im Terror gegen Frauen finden , wie Männer wie Rodger, Minassian, oder Scott P. Beierle beweisen. Doch Incels sind keine „schwarzen Schafe", sondern ihre Ideologie ist in patriarchalen Verhältnissen verwurzelt: der Glaube auf das Recht auf den weiblichen Leib, als auch die Abwertung von Frauen und deren selbstbestimmter weiblicher Sexualität sind auch außerhalb von Incel-Foren weit verbreitet.
      Veronika Kracher studierte Soziologie und Literaturwissenschaften und arbeitet als freie Journalistin (u.a. AIB, Jungle World, Konkret). Neben materialistisch-feministischer Gesellschafts- und Kulturtheorie arbeitet sie momentan vor allem zur Alt Right-Bewegung, der neuen Rechten und beschäftigt sich seit über einem Jahr intensiv mit der Incel-Subkultur. In diesem Vortrag wird sie anhand sozialpsychologischer Analysen und hermeneutischer Textarbeit die Ideologie dieser männerbündischen Gruppen analysieren und erklären.
  • 11.3.2020 Larissa Schober: Erinnern um zu vergessen? in Kooperation mit dem iz3w, Alte Uni
    • Erinnerungskultur hat Hochkonjunktur. Und die Debatten darüber auch. In Freiburg wurde das zuletzt an der Auseinandersetzung um den Platz der alten Synagoge deutlich. Dabei werden jedoch selten wichtige grundlegende theoretische Aspekte diskutiert: Was genau bedeutet Erinnern eigentlich? Wer erinnert was und zu welchem Zweck? Und was wird bewusst «vergessen»? Mit der Planung eines NS-Dokumentationszentrums in Freiburg sollten diese Fragen unbedingt gestellt werden.
      Larissa Schober ist Redakteurin im iz3w und hat zu Erinnerungsarbeit in Post-Konflikt-Gesellschaften geforscht.
  • 5.2.2020 Chile Soli Abend, in Kooperation mit Red de apoyo/Solidarität Chile Freiburg, Mensa
    • An diesem Soli-Abend wollen wir einige Schlaglichter auf die aktuelle Lage werfen und diese Fragen gemeinsam erforschen. Im Anschluss gibt es Live Musik. 
  • 24.1.2020 Vortrag und Diskussion mit Dr. Michael Wilk, in Kooperation mit dem Kurdistan Solidaritätskomitee Freiburg
    • Der Arzt Dr. Michael Wilk ist seit 2014 regelmäßig im umkämpften Rojava (Nordsyrien). Er unterstützt dort die medizinische Versorgung und arbeitet eng mit dem Kurdischen Roten Halbmond (Heyva sor a kurd) zusammen. Aktuell berichtet er über die soziale und politische Situation im basisdemokratischen Rojava nach dem Einmarsch der Türkei im Oktober 2019.
      In der nordsyrischen Region Rojava (Westkurdistan) wird seit 2012 eine basisdemokratische Selbstverwaltung aufgebaut. Ein kostenfreies Medizinsystem wurde eingerichtet. Ärztliche Versorgung wird unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder Einkommen gewährt. Nach denselben basisdemokratischen Grundsätzen sind alle gesellschaftlichen Strukturen Rojavas organisiert. Frauen bilden eigene Komitees und sind auf allen sozialen Ebenen beteiligt.
      Doch der syrische Bürgerkrieg, die Verteidigung gegen den Terror des Islamischen Staates (IS), das Embargo und vor allem die türkischen Militäroffensiven gegen Rojava stellen das basisdemokratische Gesundheitssystem vor fast unlösbare Aufgaben. Neben der medizinischen Regelversorgung erfordern die Kämpfe auch die Versorgung von zahlreichen verwundeten Kämpfer*innen und Flüchtlingen.
       
  • 21.1.2020 Moritz May: "Radikal sein heißt heute konservativ sein" - Max Horkheimers späte Kritik des linken Radikalismus, im Rahmen der "Never Again"-Aktionstage des fzs, HS 1009
    • In der öffentlichen Wahrnehmung, aber auch in der Forschung, steht Max Horkheimer meist im Schatten seines Freundes Adorno. Dabei ist es Horkheimer, der bereits kurz nach seiner Rückkehr ins Nachkriegsdeutschland auch in der staatsoffiziellen Politik sich betätigt und darum bemüht ist, die Lehren, welche die Kritische Theorie aus dem Nationalsozialismus gezogen hatte, auch politisch umzusetzen. Zugleich geht Horkheimer offener mit den bürgerlichen Zügen seines politischen Denkens um, und zeigt dabei weniger Scheu als Adorno, sich politisch zu bekennen. In der Theorie ist er dabei stets um die Verknüpfung von Konservatismus und Marxismus bemüht. Der Vortrag soll in diese vergleichsweise wenig beleuchtete Seite der Frankfurter Schule einführen.
      Moritz May hat zur Klassischen Deutschen Philosophie und zum Marxismus geforscht. Er lebt und arbeitet in Freiburg.

 

Jahr 2019

 

  • 9.12.2019 Krieg gegen Rojava. Aktuelle Lage und Widerstand, in Kooperation mit dem Kurdistan Solidaritätskomitee Freiburg, HS 1009
    • Vortrag und Diskussion mit Ali Cicek, Nahost – Experte des Kurdischen Zentrums für Öffentlichkeitsarbeit Deutschland
      Am 9. Oktober begann die Türkei unter dem Schirm der NATO und Russlands ihren Angriffskrieg auf die verbliebenen Kantone Rojavas. Erneut sind Flucht, Vertreibung, Verschleppungen und andere Menschenrechtsverletzungen, ein Wiederaufleben des IS und die ökonomische Beschlagnahme der Produktionsmittel der lokalen Bevölkerung die Folgen.
      Die „Lösungen“ und „Verhandlungen“ der regionalen und globalen Machthabenden dienen nur eigenen Interessen und finden ohne die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung und ihrer gewählten Vertretungen statt.
      Wie geht die Selbstverwaltung von Nordostsyrien mit der aktuellen Lage um? Wie ist die Situation in den Lagern der Geflüchteten? Was ist mit den vielfältigen Strukturen dieses basisdemokratischen, feministischen und ökologischen Projektes? Wie steht es um den Widerstand vor Ort? Diesen und vielen weiteren Fragen versuchen wir nachzugehen.

 

Rechte in SW.jpg

Rechte Szenen im Südwesten - mit Beispielen aus Freiburg

Vortrag von Lucius Teidelbaum

KGI, HS 1199, 1. OG

 

Der Rechtsruck findet nicht nur im fernen Osten, sondern auch in Baden-Württemberg statt. Der Resonanzboden wird dabei in Form von Wahlentscheidungen und Straßenmobilisierungen (z.B. Demo in Kandel, „Demo für alle“ in Stuttgart) zum Klingen gebracht. Maßgebliche rechte Akteure sind Parteien, aber auch andere Organisationen. Während alte Akteure verschwunden sind, tauchen neue wie die „Alternative für Deutschland“ oder die „Identitäre Bewegung“ auf. Dazu gesellen sich im Südwesten verschiedene Formen von Nationalismus 'mit Migrationshintergrund' und die christliche Rechte als Sonderform. In einem Vortrag soll ein grober Überblick über die verschiedenen Erscheinungen extrem rechter Ideologie, ihre VertreterInnen und Netzwerke, ihre Inhalte und ihre Gefahren vorgestellt werden.

 

Lucius Teidelbaum ist freier Journalist, Publizist und Rechercheur zum Thema extreme Rechte und anliegende Grauzonen. Von ihm erschien zuletzt u.a. im Unrast-Verlag das Büchlein „Die christliche Rechte in Deutschland“ (2018).

 

 

Jahr 2018 


Kritische Theorie und die Faschismustheorie von F. Pollock

Vortrag mit Paul und Anton

Montag, den 10. Dezember, 19 Uhr, Universität Freiburg KG III, HS 3043

 

Ist man in der linken Subkultur oder Studentenszene unterwegs stolpert man noch ab und an über sie: Die kritische Theorie. Mit ihr verbindet man Namen wie Theodor W. Adorno, Max Horkheimer oder Herbert Marcuse und Buchtitel wie „Dialektik der Aufklärung“, „Der eindimensionale Mensch“ oder „Studien zum autoritären Charakter“. Man glaubt zu wissen, dass sie kompliziert sei, irgendwie fern jeglicher politischer Praxis, aber dennoch mit der Studierendenbewegung 1968 folgend zusammenhängend.

 

Der Vortrag will etwas Licht ins Dunkle bringen: Es sollen einige Grundgedanken vorgestellt und erklärt werden was die „kritische“ von einer konventionellen Theorie unterscheidet. Auch wollen wir uns den Entstehungszusammenhang der Gedanken – welche erst später zur “Frankfurter Schule” synthetisiert wurden – anschauen. Nebenbei werden wir einen wilden Streifzug durch die Werke Marx, Freuds und der Philosophen der bürgerlichen Aufklärung absolvieren. Gegen Ende werden wir einen genaueren Blick auf die Konzeption des "autoritären Charakters" werfen, um uns dann - den Vortrag abschließend - kurz die Debatte, welche um die Analyse des Nationalsozialismus entspann, anzusehen.

 

 

 

Faschismus und Antisemitismus im (Black) Metal - Plakat - Webversion

Faschismus und Antisemitismus im (Black) Metal

Vortrag mit Dr. Niels Penke

Samstag, den 10. November, 16 Uhr, Wagenplatz Schattenparker, Am Eselwinkel 7

 

Dass faschistisches Denken, antisemitische Bilder und Argumentationsstrategien im Black Metal weit verbreitet sind, wird nicht nur bei unverhohlen als NSBM auftretenden Bands offenkundig. Ob in der Begeisterung für den (vor allem Zweiten) Weltkrieg, der Idealisierung ‚germanischer Ahnen’ und ihrer Tugenden, einer selektiv verfahrenden Religionskritik oder in Verschwörungstheorien, mit denen komplexe Aspekte der Kulturgeschichte und globale Machtverhältnisse erklärt werden sollen – in vielfältiger Form geistern faschistische Elemente und Bausteine des (nicht nur) modernen Antisemitismus durch Lyrics, Coverdarstellungen und Interviews von (meist Black) Metal-Bands und -Musiker/innen.

Der Vortrag möchte die Anschlussfähigkeit faschistischer und antisemitischer Vorstellungen im (Black) Metal erörtern und anhand zentraler Beispiele seine Funktion diskutieren.

Dr. Niels Penke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Seminar der Universität Siegen. Nach dem Studium von Germanistik, Skandinavistik und Philosophie in Göttingen wurde er dort mit einer Arbeit über Ernst Jünger und den 'Norden' promoviert. Zu seinen Beschäftigungsschwerpunkten zählen u.a. völkische Literatur, die Neue Rechte, vor allem die populäre Rezeption nordischer Mythen. 2016 veröffentlichte er (mit Matthias Teichert) den Band Zwischen Germanomanie und Antisemitismus. Transformationen altnordischer Mythologie in den Metal-Subkulturen, 2018 erschien das Buch Jünger und die Folgen.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Veranstaltungsgruppe "A-Sound" statt.

 

Jahr 2017

 

 

Plakat: Wurzellose Kosmopoliten

Wurzellose Kosmopoliten: Von Luftmenschen, Golems und jüdischer Popkultur

Lesung mit Jonas Engelmann

Mittwoch, den 15.11.2017, 20 Uhr, HS 1009, Uni Freiburg

 

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Amadeu Antonio Stiftung, im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus.

 

»Wurzellose Kosmopoliten« hat Stalin einst die sowjetischen Juden verächtlich genannt; »Rootless Cosmopolitans« betitelte der New Yorker Gitarrist Marc Ribot sein Debüt-Album. Die Aneignung eines ursprünglich abschätzig gemeinten Begriffes, der in seiner positiven Umdeutung auch ein künstlerisches wie politisches Konzept beinhaltet: ein Nicht-Verwurzeltsein als Möglichkeit einer Unabhängigkeit von religiösen wie gesellschaftlichen Zwängen und die Vision einer nicht territorial oder national gebundenen Identität. Eben eine Radical Jewish Culture.

 

Oder auch: eine radikale jüdische Popkultur. Popkultur als hybride Kunstform, voller Unruhe, ortlos und nicht verwurzelt, angereichert mit Zitaten und Bezügen zur Kulturgeschichte beim gleichzeitigen Bruch mit ihr. »Wurzellose Kosmopoliten« zieht Linien von der osteuropäisch-jüdischen Kultur vor der Shoah, von den fliegenden Luftmenschen in der Literatur von Bruno Schulz, Franz Kafka oder Theodor Herzl, den kabbalistischen Golems und den jüdischen Gangstern Isaak Babels bis in die popkulturelle Gegenwart, die Musik, den Film und den Comic. Dabei sollen die Strategien gegen Mechanismen der Ausgrenzung und des Antisemitismus aufgezeigt werden, die sich in solchen Motiven spiegeln.

 

Jonas Engelmann ist studierter Literaturwissenschaftler, ungelernter Lektor und freier Journalist. Er hat über Gesellschaftsbilder im Comic promoviert, schreibt über Filme, Musik, Literatur, Feminismus, jüdische Identität und Luftmenschen für »Jungle World« »konkret« »Zonic« »Missy Magazine« und andere, lektoriert Bücher für den Ventil Verlag und gibt die »testcard« mit heraus.

 

 

Conrad Gröber Plakat WebversionDr. Conrad Gröber: Erzbischof von Freiburg und förderndes Mitglied der SS

Vortrag und Buchvorstellung mit Dr. Wolfgang Proske

Donnerstag, 27. April 2017, ab 20 Uhr, HS 1221, KG 1, Uni Freiburg

 

Weiterhin gibt es in Freiburg eine Conrad-Gröber-Straße. Dabei war der von 1932-1948 als römisch-katholischer Erzbischof von Freiburg tätige Gröber Sympathisant der Nazis und zeitlebens ein politischer Extremist. Als „rechte Hand“ von Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII. , bereitete er etwa ab 1930 die Hinwendung der vorher antinazistischen deutschen Kirche zum Nationalsozialismus vor, die am 20.7.1933 in den Abschluss des Reichskonkordats einmünden sollte. Am 10.10.1933 erklärte Gröber, „dass ich mich restlos hinter die neue Regierung und das neue Reich stelle“. Von 1934 -1938 war er unter der Nummer 400.609 förderndes Mitglied der SS; er forderte von seinen Diözesanen „rückhaltlose Kooperation“ und unbedingte Staatstreue. De facto untersagte er gläubigen Katholiken jedweden Widerstand gegenüber dem NS-Staat. Bis 1945!

Auch nach seinem Ausschluss aus der SS am 28.1.1938 und trotz seiner Zurückweisung insb. durch den Gauleiter Robert Wagner blieb er einer völkisch geprägten Weltsicht verhaftet. Sein zeitweiser „Widerstand“ gegen die Nazis lag im Grunde lediglich darin begründet, dass er sie etwa ab Mitte der 1930er Jahre zunehmend als „christentumsfeindlich“ empfand. Er nörgelte immer öfter, weil er sich von ihren Repräsentanten in Baden nicht standesgemäß behandelt fühlte. „Es wäre gescheiter, sich um die Kommunisten zu kümmern, die eine wirkliche Gefahr der inneren Front bilden, statt die Priester, Katholiken und Christen zu plagen“, schrieb er am 23.5.1942 seinem Amtsbruder Heinrich Wienken nach Berlin.

Sein Antisemitismus suchte seinesgleichen. Die jüdische Konstanzer Juristin Dr. Irene Fuchs, mit der ihn mehr als bloße Freundschaft verband, denunzierte er nach Beendigung des langjährigen Verhältnisses rassistisch am 21.10.1936 bei Gauleiter Wagner wegen ihrer Abstammung. Gegen die Juden, seiner Meinung nach „Christi Erz- und Todfeinde“, wetterte er, etwa am Karfreitag von 1941 und nach ersten Deportationen, z. B. nach Gurs, mit verstörender Schärfe. Und seine Predigten blieben bis 1945 geradezu dschihadmäßige Lobeshymnen auf den Krieg. Beim Überfall auf Polen 1939 wollte er, dass die Soldaten für ihre „Befehlshaber, für unser Volk und seine Führung“ beten mögen; ihr eventueller Tod werde als „Heldentod … ehrenvollster Tod“ sein und „ein Weg zum barmherzigen Gott“. 1941 wünschte er sich einen „ehrenhaften Frieden“, der Deutschland „den notwendigen Lebensraum und den gebührenden Einfluss im Weltganzen“ sichere. Usw. usw.

Nach 1945 tat er den Holocaust mit der fragwürdigen Bemerkung ab, „keiner von den Bischöfen“ habe je „beweiskräftig“ etwas über die „Vorgänge im Osten“ erfahren. Lieber setzte er sich nun „mit vollem Engagement … für ehemalige Mitglieder der NSDAP“ ein. Über sich selbst schrieb er: „Soviel ist sicher, dass ich … durch die Gestapo und ihre Helfershelfer seelisch mehr gelitten habe als viele von jenen, die in Dachau misshandelt wurden oder starben.“

Näheres in: Proske, Wolfgang (Hg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer, Bd. 6: NS-Belastete aus Südbaden, Gerstetten 2017, S. 104-136.

Dr. Wolfgang Proske, Diplom-Sozialwissenschaftler und (im letzten Jahr) Lehrer für Geschichte und Bildende Kunst. Studium in Regensburg, Aachen und Bremen, Promotion 1986 bei Imanuel Geiss (Bremen) und Horst Gründer (Münster). Ehem. Entwicklungshelfer in Botswana, ehem. Leiter der Deutschen Schule Tripolis/Libyen. Im Altersprojekt Verleger, Herausgeber, Autor.

 

 

Firmenhymnen Plakat Webversion

»Firmenhymnen«

Ein analytisch-satirischer Abend mit guter und schlechter Musik, zur Erforschung eines Phänomens, das Schlüsse auf die Verrücktheit des kapitalistischen Ganzen erlaubt. Von und mit Thomas Ebermann und Kristof Schreuf.

 

Freitag, 28. April 2017, 20:30, MensaBar, Rempartstraße

Eine Kooperationsveranstaltung des Referats gegen Faschismus und der Anarchistischen Gruppe Freiburg

 

In den vergangen Jahren haben sich einige Tausend Unternehmen eine Firmenhymne zugelegt. Sie versprechen sich davon – in Kombination mit anderen Maßnahmen von Gehirnwäsche und corporate identity – dass die Motivation der Belegschaft steige und der Krankenstand sinke. Wenn man schon, um in der Arbeitswelt zu bestehen, immer neue Höchstleistungen der Entsagung meistern muss, so soll man doch besingen, wie gut man es gerade in dieser Firma mit ihren fairen Chefs und menschheitsbeglückenden Produkten angetroffen hat. Die Fernsehberichte, die infantile Belegschaften beim Singen ihrer Hymne zeigen, lassen uns in scheinbar glückliche Gesichter blicken. Aber – so lautet der letzte Hoffnungsstrohhalm der Gesellschaftskritiker_innen – vielleicht sind sie ja gar nicht freiwillig angetreten. Vielleicht fürchten sie ja bloß die Repression, die allen Verweigerern des gutgelaunten Mitmachens droht.

Vielleicht aber – das wäre die schrecklichere Variante – ist der Fremdzwang, die Erniedrigung zum Humankapital, schon in das Fühlen und Wollen der Lohnarbeiter_innen eingedrungen. Oder man kann die ganze Scheiße – die Arbeitswelt und die ihr so ähnliche Gestaltung der ‘Freizeit’ – nur ertragen, indem man sich beides als erfüllt und spannend zurecht lügt.

Thomas Ebermann (Autor des Theaterstücks “Der Firmenhymnenhandel”) reflektiert diese Zusammenhänge; Kristof Schreuff (“Kolossale Jugend”, letzte CD: “Bourgeois with guitar”) fällt ihm musikalisch ins Wort, bebildert und widerspricht.

Auf der Leinwand: Firmenhymnen wortgetreu, aber teilweise mit verführerisch guter Musik unterlegt: Bernadette La Hengst, Lisa Politt, Thomas Pigor, Dirk von Lowtzow (Tocotronic), Gustav Peter WöhLer, Schorsch Kamerun (Die Goldenen Zitronen), Rocko Schamoni, Harry Rowohlt, Horst Tomayer, Jens Rachut, Dieter Glawischnig, Andreas Spechtl (Ja, Panik) und viele mehr..

Stimmen zu “Der Firmenhymnenhandel”:

Ebermann ist ein anspruchsvolles, gesellschaftskritisches Stück gelungen, in dem er einen genauen Blick auf die Abgründe moderner Arbeitsbeziehungen wirft.
_Rainer Link / Deutschlandfunk _

Die ideologiekritische Einsicht des Abends lautet: „Je dreckiger es einem geht, desto größer ist der Wunsch, die Scheiße zu besingen.“ Kann man so sagen. Der Knaller sind aber die eingespielten Videos mit Firmenhymnen. Zu sehen und zu hören sind hier Hamburger Größen wie Dieter Glawischnig, Schorsch Kamerun, Harry Rowohlt oder Rocko Schamoni.
Christian Schlüter / Berliner Zeitung

…dreht sich um Zumutungen am Arbeitsplatz. Aber auch um die Verrenkungen des Künstlers im Angesicht des Geschäfts und die merkwürdigen Konsequenzen einer Welt, in der Selbstverwirklichung und Arbeit, Freiheit und Zwang nicht mehr zu unterscheiden sind.
Robert Matthies / taz

Darum geht es im Stück: Was ist, wenn die Ideale einem nicht mehr als eine kalte Heizung im Winter und einen leeren Kühlschrank zu allen Jahreszeiten bescheren?
Thomas Ewald / Jungle World

 

Wenn man diese Lieder hört, weiß man nicht, ob man lachen oder erschrecken soll.
Heinrich Oehmsen / Hamburger Abendblatt

 

 

Jahr 2016

 

 


Vortrag zur Identitären Bewegung Flyer/PlakatPopularisierter Rechtsextremismus: Die Identitären als Jugendbewegung der Neuen Rechten

Vortrag mit Kathrin Glösel (Uni Wien)

Freitag, 21. Oktober 2016 im HS 1098, KG 1, Uni Freiburg

 

Seit 2012 treibt die sogenannte "Identitäre Bewegung" in europäischen Ländern ihr Unwesen und arbeitet mittels Medienaktionen, Demonstrationen, Kampagnen, Blogs und Videos an einer "Kulturrevolution von rechts". Ideologisch gehören sie zum Spektrum der "Neuen Rechten", einem modernisierten Rechtsextremismus. Die Neue Rechte hat ihren Ursprung - wie die Identitären selbst - in Frankreich. Kathrin Glösel hat die Identitären analysiert und ihr länderübergreifendes Netzwerk nachgezeichnet. In einem Vortrag wird die Autorin auf die Hintergründe, Ideologie, Strategien, Akteur_innen und ihre Vernetzung eingehen und erklären, was sie innerhalb des rechtsextremen Spektrums besonders macht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Österreich und Deutschland.

 

Kathrin Glösel hat Politikwissenschaft sowie Europäische Frauen- und Geschlechtergeschichte in Wien studiert und macht historisch-politische Bildungsarbeit im Mauthausen Komitee Österreich, dem Verein Gedenksdienst und der Bildungswerkstatt für Antifaschismus und Zivilcourage (www.biwaz.wordpress.com)

 

 

 

 

 

 

Situationistische Internationale Plakat weiß web

Revolution im Dienste der Poesie?

Vortrag und Diskussion zur Geschichte der Situationistischen Internationale

Mit Dr. phil. Claus Baumann

Dienstag, 21. Juni 2016, ab 19 Uhr, HS 1015, Uni Freiburg

 

Die Geschichte der Kunstbewegungen ist aufs Engste mit der Geschichte der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsentwicklung verwoben. Für die europäischen künstlerischen Avantgarden und Post-Avantgarde-Bewegungen sind folgende geschichtlichen Ereignisse und Tendenzen entscheidend: die Krise der Arbeiterbewegung, der Niedergang der großen avantgardistischen Kunstbewegungen in Europa, die katastrophale Entwicklung von Nazi-Deutschland, die in Auschwitz kulminierte, die europäischen bürgerlich-restaurativen Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg und die neoliberale Politikhegemonie, die sich seit den 1980er Jahren durchgesetzt hat. Aus diesem geschichtlichen Zusammenhang vermögen sich auch gegenwärtige Formen der europäischen Kunst nicht zu entziehen.

Die Geschichte der Situationistischen Internationale, ihre Interventionen und ihre Auflösung nach dem Pariser Mai 1968 verweisen exemplarisch auf das problematische Verhältnis von Kunst, Avantgarde und Klassenkampf. Es stellen sich hierbei folgende Fragen: Welche Rolle nimmt Kunst im Rahmen gesellschaftlicher Auseinandersetzungen ein? Welche Interventionsmöglichkeiten ergeben sich für eine politisch motivierte Kunst? Und wie ist es diesbezüglich um Avantgardepositionen bestellt? Welche Rolle spielt dabei der Klassenkampf? Ist die post-avantgardistische, zeitgenössische Kunst von diesen Fragen überhaupt noch betroffen?

Anhand eines einführenden Vortrags zur Geschichte der Situationistischen Internationale werden diese Problembereiche von Claus Baumann in Vorbereitung auf eine gemeinsame Diskussion beleuchtet.

Claus Baumann ist Gesellschaftstheoretiker und Urbanismuskritiker, nebenbei auch wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Stuttgart. Er hat an diversen Kunst- und Kulturprojekten mitgewirkt und einige Aufsätze zu gesellschaftskritischen Themen veröffentlicht. Des Weiteren ist er Teil des Autorenkollektivs Biene Baumeister Zwi Negator, das einen Beitrag zur situationistischen Revolutionstheorie verfasst hat.

 

Eine Veranstaltung der Anarchistischen Gruppe Freiburg und dem Referat gegen Faschismus

 

 

 

Antifeminismus Plakat webAntifeminismus von Rechts - Schnittmengen und Unterschiede im heterogenen Feld organisierter Antifeminist_innen

Vortrag mit Juliane Lang (M.A.)

Montag, 9. Mai 2016, ab 20 Uhr, HS 1015, KG 1, Uni Freiburg

 

Im selbsterklärten „Kampf gegen den Genderismus“ und mit populistischen Forderungen zur Besserstellung „deutscher Familien“ hat die extreme Rechte strömungsübergreifend Themen ausgemacht, von denen sie sich Anschluss an Diskurse im bürgerlichen Mainstream verspricht. Unter Schlagwörtern wie „Frühsexualisierung“ von Kindern, „Raubtierfeminismus“ und angeblichen „Beziehungen der Beliebigkeit“ machen antifeministische Akteure auch jenseits der extremen Rechten Stimmung. Auch wenn eine offene Zusammenarbeit bislang nur punktuell zu beobachten ist, zeugen gegenseitige Bezugnahmen und geteilte Argumentationslinien von Schnittmengen im heterogenen Feld organisierter Antifeminist/innen. Und erhalten aktuell mit der „Alternative für Deutschland“ eine prominente Bühne im politischen Geschehen.

Der Vortrag diskutiert Schnittmengen und Unterschiede in den Strategien des in sich heterogenen Milieus antifeministischer Akteure und fragt, inwieweit es der AfD und anderen Gruppen gelingt, Einfluss in gesellschaftliche Debatten um Geschlecht und sexuelle Vielfalt zu gewinnen.

Juliane Lang, M.A. Geschlechter- und Erziehungswissenschaft und Mitglied im Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus, beschäftigt sich seit Jahren mit Geschlechterpolitiken in der extremen Rechten und beobachtet aktuelle Renaissancen im Antifeminismus einer breiten Zahl an Akteuren auch außerhalb der extremen Rechten.

 

 

 

 

 

 

 


Homer Simpsons Mutter

Homer Simpsons Mutter und anderes Lehrreiches aus der Geschichte der USA

Vortrag mit Daniel Kulla

Donnerstag, 31. März, ab 20 Uhr, Studierendenhaus, Belfortstr. 24, Konferenzraum 1 (EG)

  

Ausgehend von seiner Übersetzung eines Buches über die militante kommunistische Organisation Weather Underground will Daniel Kulla einige dieser blinden Flecken beleuchten und einen einführenden Überblick geben über Gründe für die verzerrte Wahrnehmung sowie Folgen und Konsequenzen. Es wird darum gehen, wie sich Europa und besonders Deutschland in diesem Zerrspiegel betrachten und wie dabei die Proportionen verrutschen, um Revolution und Konterrevolution, um Mona Simpson, Fred Hampton und Timothy Leary, kurz: um den Versuch, jenseits von Verherrlichung, Dämonisierung und Bekenntnis die Widersprüche und Bewegungen zu erfassen.Von Amerika lernen heißt frohlocken und verzweifeln lernen.

Daniel “classless” Kulla, Vortragsreisender, Buchautor ("Entschwörungstheorie", "Leben im Rausch"), Übersetzer ("Sin Patrón"), Vocalist (Sozialistischer Plattenbau), DJ und Blogger auf classless.org.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lebensschmutz Plakat Webversion„Deutschland treibt sich ab!” – Organisierter „Lebensschutz“ und Antifeminismus

Vortrag/Lesung mit Eike Sanders und Ulli Jentsch (apabiz e.V.)

Montag, den 21. März, ab 19:30, HS1015, Uni Freiburg

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Realitätenwerkstatt

 

Inzwischen finden jährlich in verschiedenen Städten die sogenannten „Märsche für das Leben“ statt, an denen über 1000 Menschen teilnehmen.

Auch hier in Freiburg ruft die erzkonservative "Pius-Bruderschaft" zu Protesten gegen Schwangerschaftsabbrüche auf. Dabei können sie sich auf gesellschaftliche Diskurse berufen, die auch von anderen Gruppen bestimmt werden: Das rechtskonservative bis neurechte Spektrum von den „Christdemokraten für das Leben“ bis zur extrem rechten Zeitung Junge Freiheit sehen die Demografie-Politik und eine Restauration konservativer Werte und Familienbilder als ihr Agitationsfeld. Das religiöse Spektrum verteidigt eine vermeintlich natürliche, gottgewollte „christliche“ Ordnung. Die „Männerrechtsbewegung“ formiert sich im Kampf gegen Gender Mainstreaming und Feminismus.

In der Veranstaltung wollen wir das antidemokratische Potenzial der Argumentationen herausarbeiten: Die Befürwortung eines homogenen Staatsvolkes, das biologistische Menschenbild, der Antikommunismus, Antifeminismus und der Angriff auf die 68er-Bewegung mit all seinen normierenden, ausschließenden und antiemanzipativen Forderungen.

Die Referent_innen Eike Sanders und Ulli Jentsch sind Mitarbeiter_innen des apabiz e.V. –Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin – und beobachten neben der extremen Rechten in all ihren Facetten seit einigen Jahren auch die 1000-Kreuze-Märsche und das Spektrum des christlichen Antifeminismus genauer.

 

 

 

 

 

 

 

 

Depression im Kapitalismus Plakat WebversionDepression im Kapitalismus

Vortrag mit Elias Kamp

Donnerstag, 10. März, HS1015, Uni Freiburg

 

Reinhard Mohr schrieb in einem Nachruf auf die „Modekrankheit“ „Burn-out ist out!“. Im Trendcheck gelangt er zum Ergebnis, dass Top-Manager in ihrer Rolle als „Helden“ abgedankt hätten. Dumm ist derjenige, der heute nicht auf seine Work-Life-Balance achtet, denn „einige Helden der selbstbestimmten Arbeit verfassen im Büro nebenbei eine Magisterarbeit oder nutzen jede freie Minute, um an der Komposition ihrer ersten Symphonie weiter zu arbeiten oder den nächsten Sommerurlaub auf Sardinien zu planen.“ Dem nächsten Manager, der sich in Hong Kong aus dem Fenster wirft, kann man also getrost nachrufen, dass er mit einem Orden nicht zu rechnen hat – hätte sich ja auch mal eine Stunde ans Piano setzen können. Klappt die Selbsthilfe nicht mehr, bringt der Verhaltenstherapeut die Zauberformel „Work-Life-Balance“ in den Phrasen der Autosuggestion auf den Punkt; fest steht: es kommt auf dich an!

 

Jedoch steht für alle fest, dass es auf sie nicht ankommt: Als Arbeitskraftbehälter ist jeder  austauschbar – potentiell überflüssig, weil Maschinen übernehmen können, was wir am Markt feilbieten. Die Produktivkraftsteigerung würde eine Abkehr von dem Mühsal der Lohnarbeit ermöglichen. Der Zwang sich zu verdingen, um seinen Lebensunterhalt zu stemmen, hält an, wenngleich die Umstände dies überhaupt nicht verlangen. Längst lebt ein erheblicher Teil der Menschen von Leistungen des Staates, sei dies nun in Form von direkten Transferleistungen oder Jobs, die die reine Untätigkeit zementieren. Auf Gedeih und Verderb sind diese dem Wohlgefallen des Staates ausgeliefert, sie hängen ihm an und werden verwaltet. Das Hauen und Stechen auf dem Markt bildet sich hier fort.

 

ManagerInnen und TransferempfängerInnen mögen sich in ihrer finanziellen Lage unterscheiden, einen tut sie jedoch tägliche Erfahrung, in einer verwalteten Welt zu hausen, die sie in völligem Gehorsam gegenüber der Ökonomie zwingt sich zu verdingen. Was in der Work-Life-Balance zur Parole wird, ist blanke Ideologie, die die Last gesellschaftlicher Verhältnisse auf die Einzelnen abwälzt. Die Kränkung des Ichs, welche sich in Schuldgefühlen gegen die Einzelnen richtet und in der Depression kulminieren, werden in der Verhaltenstherapie als Scheitern des Individuums attestiert, wo deren gesellschaftliche Ursache zu bekämpfen wäre.

 

Zieht man der Psychoanalyse den Stachel der Gesellschaftskritik, verkommt sie zum Instrument einer Welt der Knechtschaft. Eine Welt der Hiebe, die den Einzelnen die Versagung aufdrängt und zum Scheitern Verurteilt, weil sie gut daran tut, jegliche Blick auf einen Ort jenseits des Opfers zu
verstellen. In ihr war die Zukunft gestern und heute ist morgen, weil sie nur einen Ausblick ermöglichen will: Herrschaft auf Dauer, Schrecken ohne Ende!

 

Elyas Kamp ist Autor und Publizist aus Freiburg. Er schreibt für die Broschüre Kunst, Spektakel, Revolution.

 

  

 

 

 

 

 

Rechtspopulismus als politische 'Alternative für Deutschland'?

Vortrag mit Lucius Teidelbaum

Dienstag, 1. März, 19:45, HS1015, Uni Freiburg

 

Nach dem Ausscheiden des national-neoliberalen Flügels um Bernd Lucke ist die AfD zur eindeutig rechtspopulistischen Partei geworden. Rechtspopulismus zeichnet sich weniger durch festgelegte Inhalte aus, als vielmehr durch einen spezifischen Stil des 'Politik-machens'. Marcus Buschmüller vom „Antifaschistischen Informations- und Dokumentations-Archiv“ (AIDA) in München spricht in einem Beitrag vom „kampagnenartige[n] Aufgreifen konfliktreicher gesellschaftlicher Themen“.

Versuche mit Rechtspopulismus auf Stimmenfang zu gehen gab es auch in Deutschland immer wieder. Lange Zeit waren RechtspopulistInnen damit aber nur regional erfolgreich.

Mit dem Aufkommen der „Alternative für Deutschland“ (AfD) besteht nun die Gefahr, dass in Deutschland mit Rechtspopulismus bundesweit erfolgreich Politik gemacht werden könnte. Am 16. März droht die AfD zudem in den Landtag von Baden-Württemberg einzuziehen.

In dem Vortrag soll geklärt werden, was Rechtspopulismus ausmacht, wie er bisher aufgetreten ist, unter welchen Bedingungen er erfolgreich ist und es sollen die Entwicklungen und Veränderungen der AfD nachgezeichnet werden. Unter anderem wird es auch um die Aktivitäten des Kreisverbandes Freiburg gehen.

Der Referent Lucius Teidelbaum ist freier Journalist (u.a. Der rechte Rand) und Autor. Er recherchiert und publiziert seit Jahren zum Thema rechte Ideologie und Bewegung. Zuletzt erschien im unrast-Verlag sein Buch "Obdachlosenhass und Sozialdarwinismus".

 

 

 

 

 

 

 

Jahr 2015

 

 

http://www.ag-freiburg.org/cms/wp-content/uploads/2015/11/Lesung_Plakat.jpgRobert Stadlober und Thomas Ebermann spielen und lesen Mihail Sebastians Tagebücher 1935-44

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Anarchistischen Gruppe Freiburg

Sonntag, 13. Dezember, 20 Uhr, Winterer Foyer, Stadttheater Freiburg
 

Die erst vor wenigen Jahren veröffentlichten Tagebücher von Mihail Sebastian erhielten begeisterte Kritiken u.a. von Philip Roth, Arthur Miller und Claude Lanzmann. Robert Stadlober, Thomas Ebermann und Berthold Brunner haben eine szenische Lesung aus den Tagebüchern erstellt. Sebastian schildert eindrucksvoll die politischen Verhältnisse der 30er und 40er Jahre in Rumänien. Als Literaturkritiker, Autor und Übersetzer in der KünstlerInnenszene von Bukarest erlebt er die Zuspitzung der antisemitischen Propaganda und den Terror der faschistischen »Eisernen Garde«. Einige seiner engen FreundInnen werden zu überzeugten AnhängerInnen des Faschismus.

Mihail Sebastian beschreibt die sich steigernden antisemitischen Maßnahmen der Regierung des Marschalls Antonescu minutiös, von der Erhöhung der Mieten für Jüdinnen und Juden und der Beschlagnahme seiner geliebten Ski und des Radiogeräts, bis zu den Razzien und Deportationen. Die Tagebücher bieten einen Blick in den Alltag aus Diskriminierung und Furcht, aber auch in Momente der Hoffnung und literarischer Leidenschaft.

»Mihail Sebastian war ein junger Mann im Aufstieg, ein 28-jähriger rumänischer Jude, dessen Talent ihm von der Provinz in die besten Künstlerkreise Bukarests getragen hatte. Er schrieb Romane und Essays. Er schriebt Stücke. Er trank Champagner in Cafés und kostete jeden fiebernden Moment seiner Liebesaffairen voll aus. Er füllte umfangreiche Tagebücher mit ungestümen Urteilen und genauen Beobachtungen. (…). Er ist beides, idealistisch und ehrgeizig. Er versucht manchmal den Zyniker zu spielen, doch seine intellektuellen Skrupel hindern ihn daran. Die besten Tagebücher verbergen nicht die Risse und Abbrüche in unseren Leben. Sie verstecken nicht unsere Beteiligung an dem, das nach dem Urteil der Geschichte Engstirnigkeit und Egoismus genannt wird. Sebastian macht sich Sorgen: Was ist mit meiner Karriere? Meiner abflauenden Liebesaffaire? Ist es richtig, das Schicksals meines Theaterstücks zu betrauern, während Europa beinahe zusammenbricht?

Sebastian zeigt uns, wie das Unbedeutende und das Gewichtige sich mischen. Die Politik kappt nicht so schnell die alten Verbindungen. Der Krieg löscht den Egoismus nicht aus. Seine Ehrlichkeit gehört zu den stärksten Aspekten, die am meisten berühren. Wieder und wieder weigert er sich, seine Reaktionen vereinfacht abzubilden: So edle Motive vorzuschieben, wo er ehrgeizig ist, oder edlen Zorn, wo er sicher ist, all dem Verrat und den entsetzlichen Behandlungen wirklich entgegentreten zu können.«

(New York Times)

Stimmen zu den Tagebüchern von Mihail Sebastian:

»Wie in allen großen Werken der Literatur erzeugt Sebastians Tagebuch eine eigene Aktualität. Es heute, mehr als ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung, zu entdecken und zu lesen, ist ein erschütterndes und überwältigendes Erlebnis.« Claude Lanzmann

»Dieses Tagebuch verdient es, neben das von Anne Frank gestellt zu werden und genauso viele Leser zu finden.« Philip Roth

»Dieses Buch lebt, es zeugt von einer Seele voller Menschlichkeit, aber auch von der wachsenden Brutalität des letzten Jahrhunderts, die sich vor Sebastians Augen entfaltete.« Arthur Miller

Robert Stadtlober

Robert Stadlober ist ein österreichischer Schauspieler, Synchronsprecher, Musiker und Sänger.

Weiteres zur Person, siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Stadlober

Thomas Ebermann

Thomas Ebermann lebt in Hamburg, ist als Publizist tätig und tritt an der Seite von Rainer Trampert in politisch-satirischen Lesungen „Sachzwang und Gemüt“ auf. Für die Kleinkunstbühne Polittbüro von Lisa Politt und Gunter Schmidt in Hamburg gestaltet der „langjährige konkret-Autor, Satiriker und ungekrönte Columbo der Politik“ die „Vers- und Kaderschmiede“. 2012 hatte sein Theaterstück Der Firmenhymnenhandel in Hamburg Premiere

 

Weiteres zur Person, siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Ebermann

 

 


Plakat Vortrag Türkei web VersionZur Aktuellen politischen Situation in der Türkei

Vortrag mit Danyal (Cosmoproletarian Solidarity) - in Kooperation mit der Anarchistischen Gruppe Freiburg

Donnerstag, 3. Dezember, 20 Uhr, HS 3042, Uni Freiburg

 

Mit food porn auf Facebook oder Twitter feiern Graue und Grüne Wölfe den Tod in Ankara. 106 Menschen rissen die Detonationswellen mit in den Tod, unzählige andere, die unten den Verstümmelten ihre Freunde und Genossen erkannten, werden von diesem Tod ihr ganzes Leben verfolgt werden. Die Polizei feierte indessen den Tod mit Reizgas. Einen Tag vor dem Massaker in Ankara ließ sich in Rize ein anderer Schwerkrimineller feiern, den alleinig seine Verstrickung in die organisierte Kriminalität des Souveräns vor lebenslänglicher Haft bewahrt hat. Dieser Sedat Peker, ein Grauer Wolf, rief zur Treue gegenüber der AK Parti auf und machte mit der einen Hand den Wolfsgruß und mit der anderen den Gruß der Muslimbrüder, die vier gespreizten Finger. „Wenn Armee und Polizei müde werden“, so Peker, „werden wir auf der Straße sein. Dann wird Blut in Strömen fließen.“ Diese Amalgamierung von nationalistischer und islamistischer Ideologie schielt nicht nur auf einige mehr Prozente am Urnengrab, sie droht allen anderen mit dem Grab, die aus dieser halluzinierten Einheit ausscheren. Die von Peker beschworene Einheit zwischen Muslimbrüdern und Grauen Wölfen existiert nicht in irgendeinem positiven Sinne, die Parteien der Muslimbrüder und Grauen Wölfe sind sich als Konkurrenten Feinde, die Einheit wird allein konkret in der Verfolgung der Anderen.

Über die Ideologie türkischer Muslimbrüder und der Grauen Wölfe sowie über jene, die ihnen noch entgegentreten, spricht unser Gast Danyal, Autor des Blogs Cosmoproletarian Solidarity sowie der Konkret. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Antifaschistischer Widerstand im Zweiten WeltkriegAntifaschistischer Widerstand im Zweiten Weltkrieg

Vortrag mit Janka Kluge (VVN-BdA)

Donnerstag, 26. November, 18 Uhr, Konferenzraum 1, Studierendenhaus, Belfortstr. 24

 

Wenn über Widerstand während des 2. Weltkriegs gesprochen wird werden meist die studentische Gruppe „Die weiße Rose“ und der militärische Widerstand rund um Stauffenberg genannt. Es gab aber viel mehr Gruppen, die gegen das Naziregime gekämpft haben.

In dem Vortrag werden einige dieser Gruppen und Einzelpersonen vorgestellt. Wenig bekannt ist außerdem, dass es in vielen Konzentrationslagern aktive Widerstandsgruppen gab, die trotz widrigster Bedingungen für eine bessere Welt kämpften.

Janka Kluge ist seit vielen Jahren Mitglied in der VVN-BdA, zur Zeit in der Funktion der Landessprecherin, und als Redakteurin der Antifa-Nachrichten und der Antifa. Außerdem gestalt sie zu politischen und kulturellen Themen Sendungen im Freien Radio für Stuttgart und hält zu diesen Themenbereichen auch Vorträge.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kampf um Kobane

„Kampf um Kobane“

Buchvorstellung mit Ismail Küpeli - in Zusammenarbeit mit der Antifaschistischen Initiative Freiburg und der Anarchistischen Gruppe Freiburg

Mittwoch, den 25.11., ab 20:30, Jos Fritz Café

 

Der Kampf um Kobanê und Rojava ist eine zentrale Auseinandersetzung im Nahen und Mittleren Osten, in der alle relevanten Akteure auf die eine oder andere Weise involviert sind. Kobanê wird weiterhin die politischen Ereignisse in der Region prägen – sowohl den „Friedensprozess“ zwischen der Türkei und der PKK als auch den Bürgerkrieg in Syrien. Der Konflikt bietet Anlass, zentrale politische Auseinandersetzungen neu aufzugreifen – wie etwa die Frage nach Gewalt als Mittel der Politik und nach dem Entwurf einer neuen Gesellschaftsordnung. Anders gesagt: Lässt sich eine basisdemokratische Gesellschaft durch Krieg verteidigen oder ist eine militärische Auseinandersetzung der Tod für jegliches emanzipatorische Projekt?

Ismail Küpeli, Herausgeber des Sammelbands „Kampf um Kobane, Kampf um die Zukunft des Nahen Ostens“, wird die Beiträge über die Situation in Rojava, die politische Lage in der Türkei, den blutigen Bürgerkrieg in Syrien und den „Islamischen Staat“ darstellen und die Überlegungen der AutorInnen zur Diskussion stellen.

Küpeli ist Politikwissenschaftler und Journalist und analysiert die Konflikte in der Türkei und im Nahen und Mittleren Osten. Ebenso berichtet er über die sozialen Proteste und die Folgen der neoliberalen Krisenpolitik in Europa. Er schreibt für Tages- und Wochenzeitungen (Neues DeutschlandJungle World), Zeitschriften (Analyse&Kritik) Onlinemedien (Vice), gibt Interviews, hält Vorträge und moderiert Podiumsdiskussionen.

http://kupeli.blogsport.eu

 

  

 

 

 

 

 

 

Waibel Web Flyer

Antisemitismus, Neonazismus und Rassismus in der DDR und die Folgen bis heute

Vortrag mit Dr. Harry Waibel

Donnerstag, 12. November 2015, 20 Uhr, KG1, HS 1221, Uni Freiburg

 

Anhand von Materialien aus Archiven der ehemaligen DDR belege ich über 8.500 politische, also neonazistische, antisemi­tische und ras­sistische Propaganda- und Gewaltstraftaten, die im Wesentlichen von der SED, von der Geheimpolizei (MfS) und der Volkspolizei geheim ge­halten wurden. Davon sind etwa 7.000 Angriffe neonazistisch, etwa 900 Angriffe sind anti­semitisch, davon etwa 145 Friedhofsschändungen und  etwa 700 „Vorkommnisse“ sind Aus­druck des latenten und manifesten Ras­sismus. Diese 700 „Vorkommnisse“ beinhalten über 200 rassistische Pogrome und pogrom­ähnliche Auseinan­dersetzungen, bei denen unzählige Ausländer Opfer von Rassisten und Neonazis geworden sind. Insgesamt gab es dabei 10 Tote und Tausende von Verletzten. Die Angriffe wurden in den al­lermeisten Fällen von jünge­ren Männern durchgeführt und fanden in über 400 Städten und Gemeinden der DDR statt.

Entgegen der viel verbreiteten Ansicht in Hoyerswerda hätte es 1991 das erste rassisti­sche Pogrom in der deut­schen Nachkriegsgeschichte gegeben, ist es tatsächlich so, das in Er­furt im August 1975 das erste rassistische Pogrom der deutschen Nach­kriegsgeschichte statt­gefunden hat, als algerische „Vertragsarbeiter“ über mehrere Tage hinweg von Mobs durch die Stadt gejagt wurden. Der erste Angriff deutscher Rassisten auf ein Wohnheim, ähnlich dem von 1991 in Hoyerswerda, fand im Februar 1977 in Dessau statt, als ein Wohnheim für algerische Arbeiter mit Steinen angriffen wurde. Für die DDR sind über 30 rassistische Angriffe auf Wohnheime von ausländischen Arbeitern belegt. In Merse­burg wurden im August 1979 zwei Kubaner getötet und anschließend sorgte die Partei- und Staatsführung der DDR mit einem Verbot dafür, dass Ermittlungen durch Staats­anwaltschaft und Volkspolizei nicht stattfanden. Es wird noch juristisch geprüft, ob und wie ein neues Ermittlungsverfahren zur Aufklärung der Umstände des Todes der bei­den kubanischen Arbeiter möglich ist.

Diese rechte Bewegung in der DDR wird bis in die Gegenwart hinein verdrängt und verleug­net und damit wird die Reflexion der Ursachen und Folgen von Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus im Osten mindestens erschwert. Und das obwohl seit 1990 belegt ist, dass in den östlichen Bundesländern die Anzahl der Angriffe auf Ausländer relativ gesehen, also ge­messen an der Zahl der Bevölkerung, 2- bis 3-mal höher ist als im Westen.

Im Rahmen des Vortrags soll versucht werden eine Brücke zu heutigen Entwicklungen (PEGIDA, fremdenfeindliche Anschläge, …) im Osten Deutschlands zu schlagen und im Anschluss genug Raum zur Diskussion gegeben werden.

 
Auszüge aus der Vita des Referenten:

 

Ab 1968 hatte Harry Waibel Kontakt zur APO in Lör­rach und Basel, zur Marxistischen Arbeiterschule Lörrach und zum Repulikanischen Club Lörrach-Haagen. Von 1970 bis 1972 war er Mitglied der Jungsozialisten in der SPD.

1973 war Waibel Mitbegründer der Bürgerinitiative gegen Atomkraftwerke (AGAS) in Schwörs­tadt und Mitbegründer eines Betriebsrates und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in ei­nem Lör­racher Unternehmen.

Danach bereitete er sich von 1974 bis 1975 in Freiburg auf das Begabten-Abitur am Kol­ping-Kolleg vor. Dieser Schulbesuch und die folgenden Studiengänge bis einschließ­lich der Promotion sind von der gewerk­schaftseigenen Hans-Böckler-Stif­tung finanziert worden.

Von 1975 bis 1979 absolvierte Harry Waibel ein Lehramtsstudium an der PH Freiburg für Deutsch, Ge­schichte und Soziologie. Während dieser Zeit war er an der PH Mitglied der „Linken Liste“ und gewähltes Mitglied des Studierendenrats. In Freiburg und Südbaden beteiligte er sich am Häuserkampf und antifaschi­sti­schen Aktionen sowie am Kampf gegen das ge­plante AKW Wyhl und das geplante Bleiwerk in Marckolsheim (Elsass). Ab der Zeit war er Mitglied des undogmatischen Sozialistischen Büro (SB) Offenbach.

Ab 1979 studierte Harry Waibel Politische Bil­dung an der Freien Universität Berlin in den Fächern Er­zie­hungswissenschaft, Psychologie und Soziologie, d. h. Studium der Geschichte, der Sozial­psy­cholo­gie und -philosophie des deutschen Faschismus und den Folgen.

Beginn der politischen und wissenschaftlichen Aufklärung zum Antisemitismus.

1988 Mitbegründer der „Linken Liste Frei­burg“. Fortsetzung und Abschluß des Studiums der Politi­schen Bildung an der Freien Univer­sität Berlin als Diplom-Pädagoge.

Von 1990 bis 1996 forschte Waibel im Rahmen seiner Promotion am Zentrum für Antisemitis­musfor­schung der TU Berlin zum Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus in der DDR.

Seit 1997 arbeiter Harry Waibel freiberuflich als Historiker zum Nazismus, Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus in Deutschland.

Monographien:

Rechtsextremismus in der DDR, Köln, 1996.

Diener vieler Herren. Ehemalige NS-Funktionäre in der SBZ/DDR, Frankfurt/M. 2011.

Rassisten in Deutschland, Frankfurt/M. 2012.

Der gescheiterte Antifaschismus der SED – Rassismus in der DDR, Frankfurt/M. 2014. 

  

 

Das Sprechen über den Islam. Zwischen antimuslimischem Rassismus und emanzipatorischer Kritik

Vortrag und Diskussion mit Floris Biskamp (Uni Kassel)

Donnerstag, 5. November 2015, 20 Uhr, KG 1, HS 1098, Uni Freiburg

 

Die allgegenwärtigen ‚Islamdebatten‘ bilden ein Dilemma. Auf der einen Seite gibt es ein immer sichtbarer werdendes Ressentiment gegen Islam und Muslim_innen, das auch zu Diskriminierung und Gewalt gegen diese Minderheit führt. Auf der anderen Seite findet sich auch in Europa weit verbreitete Auslegungen des Islam, die aus emanzipatorischer Perspektive Gegenstand der Kritik sein müssen – insbesondere sind hier islamistische Gewalt, religiös begründeter Antisemitismus und patriarchalische Geschlechternormen zu nennen.

Floris Biskamp wird versuchen, die Probleme auf beiden Seiten herauszuarbeiten und erörtern, wie sich emanzipatorische Kritik in diesem Dilemma verhalten kann.

 

 

Vortrag: Kulturindustrie und Street Art

Donnerstag 04. Juni | 20 Uhr | Konferenzraum des Studierendenhaus (Belfortstraße 24)

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Anarchistischen Gruppe

“Der Faschismus versucht, die neu entstandenen proletarisierten Massen zu organisieren, ohne die Eigentumsverhältnisse, auf deren Beseitigung sie hindrängen, anzutasten. Er sieht sein Heil darin, die Massen zu ihrem Ausdruck (beileibe nicht zu ihrem Recht) kommen zu lassen. Die Massen haben ein Recht auf Veränderung der Eigentumsverhältnisse; der Faschismus sucht ihnen einen Ausdruck in deren Konservierung zu geben. Der Faschismus läuft folgerecht auf eine Ästhetisierung des politischen Lebens hinaus. […] So steht es um die Ästhetisierung der Politik, welche der Faschismus betreibt. Der Kommunismus antwortet ihm mit der Politisierung der Kunst.”

(Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit)

Das Kapitel “Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug” der 1944 erstveröffentlichten Dialektik der Aufklärung befasst sich mit der zeitgenössischen Produktion und Rezeption von Kulturgütern, bzw. genauer: mit den Bedingungen dieser Tätigkeiten. Obwohl, oder gerade weil der historische Kontext der Autoren für den Inhalt des Kulturindustriekapitels eine entscheidende Rolle spielt, sind Horkheimers und Adornos Thesen auch heute in der kritischen Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur nicht wegzudenken.

Seit dem Zeitpunkt der Erstveröffentlichung der Dialektik der Aufklärung scheint sich vieles geändert zu haben. Den neuen Entwicklungen zum Trotz, lassen sich die im Kulturindustriekapitel angestellten Beobachtungen und Erklärungen für ebendiese herauslösen und können auf aktuelle Entwicklungen und Begebenheiten angewandt werden. Dieser Vortrag möchte diesen Versuch in Bezug auf die Praxis der Streetart angehen. Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob sie sich, der Kulturindustriethese entsprechend, der bestehenden Ordnung fügt und die Kulturindustrie auf diese Weise mitkonstituiert, oder ob sie den Mainstream in Frage stellt und es vermag, dialektisch auf die gesellschaftlichen Zwänge hinzuweisen.

 


Flyer für Seminar "Theorie des Faschismus"Autonomes Seminar zur Theorie des Faschismus / Veranstaltet vom Referat gegen Faschismus, StuRa der Universität Freiburg

 

 "Hinter dem Faschismus steht das Kapital" ist eine Standartparole auf linksradikalen Antifademonstrationen und die Quintessenz der von der autonomen Linken postulierten Strategie des "revolutionären Antifaschismus". Aber ist der Faschismus wirklich "die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals" wie es Georgi Dimitrow auf dem VII. Weltkongress der Komintern 1935 verlautbaren ließ, oder gehört diese Analyse, in Zeiten in denen Nazis als Standortnachteil gelten und mancherorts sogar CDU PolitikerInnen gegen Neonaziaufmärsche demonstrieren nicht eher auf den Müllhaufen der Geschichte?

 

Und was soll eigentlich mit dem Begriff Faschismus bezeichnet werden? Der Begriff des Faschismus erfährt nicht erst seit heute eine inflationäre Verwendung: Es ist die Rede von Nazi-Faschisten, Linksfaschisten und Islamfaschisten. Die griechische Partei „Goldene Morgenröte“, die deutsche "Alternative für Deutschland", George W. Bush und der Staat Israel werden mit dem Label „faschistisch“ versehen.

 

Gerade für eine sich selbst als antifaschistische Linke labelnde Strömung ist es deshalb wichtig einen theoretischen Begriff des Faschismus zu entwickeln. Wir wollen das Seminar nutzen um uns mit orthodox marxistischen, neo-marxistischen, totalitarismustheoretischen, konservativen, sozialpsychologischen und psychoanalytischen Ansätzen zu beschäftigen. Bei Bedarf können wir daran anschließend das Verhältnis Faschismus – Islamismus, sowie den Begriff des Postnazismus betrachten und darüber diskutieren wie heutzutage eine zeitgemäße, antifaschistische Politik aussehen könnte.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der erste Völkermord im 20. Jahrhundert

Vortrag und Diskussion mit Dr. Reinhart Kößler

Dienstag, 12.05., 20 Uhr, KG3, HS 3042

Neueste Debatten haben die Bedeutung der Anerkennung von Verbrechen des Völkermordes nachdrücklich in Erinnerung gerufen. Für den 1904-08 im damaligen Deutsch-Südwestafrika verübten Völkermord an Herero und Nama steht eine solche Anerkennung nach wie vor aus. Im Vortrag werden die Hintergründe dieser aktuellen Problematik und das Weiterwirken des deutschen Kolonialismus erläutert. Dies führt auf den aktuellen Konflikt um eine offizielle Entschuldigung der Bundesregierung.
 

 

Der Barbarei entgegentreten - Antifaschismus in Zeiten von Djihadismus und Pegida

Vortrag und Diskussion mit Lothar Gallow-Bergemann

18. Mai, 18 Uhr, HS 1023

2014 explodierten Dumpfbackentum, Ressentiment und Barbarei: Antisemitische Massenaufmärsche verlangten „Tod den Juden!“ – Nazis, Islamisten und Linksreaktionäre marschierten vereint im Hass gegen den jüdischen Staat und in Solidarität mit seinen Todfeinden – Djihadisten drohten Andersgläubigen mit Macheten in der Hand, sie „hier genauso zu töten wie im Irak“ – Rechtsreaktionäre erzielten erschreckende Wahlerfolge und mit Pegida, Hogesa &Co mobilisierte ein rassistischer Mob gegen MuslimInnen und Flüchtlinge. Zu Beginn des neuen Jahres machten die djihadistischen Mordanschläge in Paris und Kopenhagen auf ein atheistisches Satiremagazin, eine Diskussionsveranstaltung zur Meinungsfreiheit, einen jüdischen Supermarkt und eine Synagoge klar: der Wahnsinn geht weiter.
Antifa, das ist ihr unschätzbares Verdienst, will in Zeiten, in denen leider keine Aussicht besteht, die Verhältnisse grundsätzlich zum Tanzen zu bringen, wenigstens den allerschlimmsten und barbarischsten Kräften in den Weg treten. So wichtig es bleibt, sich offenen Nazis entgegenzustellen – es liegt auf der Hand, dass der Kampf gegen sie allein nicht mehr ausreicht. Stiefel- und Nadelstreifennazis verbindet trotz des äußerlichen Gegensatzes im Kern eine enge Seelenverwandtschaft mit den Djihadisten. Wer um ein Minimum an Menschenwürde und um Mindestvoraussetzungen für eine irgendwann vielleicht doch noch gelingende Emanzipation kämpfen will, muss sich der anschwellenden Front der Barbarei in all ihren Facetten entgegenstellen.
Vor welchen Herausforderungen theoretischer wie praktischer Art steht Antifaschismus heute? Wie hilfreich und wie problematisch ist dafür die so genannte „Islamdebatte“? Inwiefern können Begriffe wie „Islamismus“, „Islamophobie“ oder “Islamkritik“ dazu beitragen, die Problemlage zu erfassen? Warum ist eine konservativ-orthodoxe Interpretation der Religion in muslimischen Communities so stark präsent? Ist die Rede von „dem“ Islam zutreffend, der im Gegensatz zu „dem“ Christentum Humanität und Säkularität ausschließe?
Wie ist schließlich ein emanzipatorischer Anspruch inmitten einer zunehmend verrückter werdenden Umgebung aus moslemhassenden Sarrazindeutschen, tatsachenresistenten Linken, Nazis und Djihadisten zu formulieren? Und wie kann er praktisch werden?


Lothar Galow-Bergemann schreibt u.a. für Jungle World, Konkret & auf www.emmaundfritz.de


 Flyer/Plakat zur Buchvorstellung mit Daniel KullaSin Patrón – arbeiten ohne Chef

Argentiniens instandbesetzte Betriebe in Belegschaftskontrolle

 

Als Argentiniens Wirtschaft 2001 zusammenbrach lernten tausende Werktätige Betriebe unter eigener Kontrolle weiterzuführen. Heute gibt es mehrere hundert solcher Betriebe in Argentinien, zum Teil von der Regierung kooptiert, zum anderen Teil aber weiterhin im Aufstand – wie die Keramikfabrik FaSinPat (Zanón), in der nach wie vor alle den gleichen Lohn bekommen und alle die gleiche Stimme in der Vollversammlung haben, der höchsten Autorität im Werk.

Im Buch, im Original herausgegeben von einem Verlagskollektiv aus Buenos Aires, gibt es die Geschichten von 10 derartigen Instandbesetzungen, die in Argentinien „recuperación“ heißen: Wiederinbetriebnahme, aber auch
Genesung. Von Aneignung ist meist gar nicht die Rede – die Betriebe gehören sowieso dem Volk. Und konsequenterweise versorgen viele fábricas recuperadas ihre Nachbarschaft mit speziellen öffentlichen Diensten wie Volksschulen und Benefizveranstaltungen.

Vorgestellt wird das Buch von Daniel Kulla, der es übersetzt, aktualisiert und mit Praxisanregungen angereichert hat.

Montag, 27.04., 19 Uhr, Haus der Begegnung, Habichtweg 48, Freiburg Landwasser

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Work Lesung Plakat

 Work - Kapitalismus. Ökonomie. Widerstand

 

Warum müssen wir, trotz all des technischem Fortschritts, mehr arbeiten als je zuvor? Wie kommt es, dass je härter wir arbeiten, wir letztendlich im Vergleich zu unseren Bossen umso ärmer werden? Warum konzentrieren sich die Leute einzig darauf, ihre Jobs zu retten, wenn die Wirtschaft zusammenbricht – obwohl eigentlich von vornherein keine*r die Arbeit mag? Kann der Kapitalismus ein weiteres Jahrhundert der Krisen überstehen?

Übesetzt von einer Crew rund um den anarchistischen Mailorder black mosquito ist das Buch „Work“ nun auch auf deutsch erschienen. Ursprünglich wurde es vom CrimethInc-Collective in den USA herausgegeben. Wir laden ein zu Lesung, Buchvorstellung und anschließender Diskussion mit Mitgliedern des Übersetzungskollektivs.

Mittwoch 29. April | 19 Uhr | Café Corosol (Ferdinand-Weiß-Straße 9-11)

 

 

 

 

 

 

 

 

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